Recht auf freie Meinungsäußerung für Mitarbeiter
Meinungsfreiheit
In der Bundesverfassung ist der Grundsatz der Meinungsfreiheit verankert. Mitarbeitende können sich grundsätzlich frei äussern und politische und religiöse Meinungen vertreten. Auch die Wahl des Erscheinungsbildes und insbesondere der Kleidung ist durch die Meinungsfreiheit geschützt.
Im Rahmen von Arbeitsverhältnissen ist es manchmal schwierig, ein Gleichgewicht zwischen den Interessen des Unternehmens und dem Recht der Mitarbeiter auf freie Meinungsäußerung zu finden.
Kleidung
Die Kleidung des Arbeitnehmers ist ein besonderes Ausdrucksmittel. Sie ist Teil der Persönlichkeit des Mitarbeiters, die der Arbeitgeber respektieren muss.
Eine Sekretärin, die ein Piercing trägt, ein Arbeiter, der in Flip-Flops zur Arbeit kommt ... Die Kleidung kann manchmal den Interessen des Arbeitgebers zuwiderlaufen. Der Arbeitgeber kann Richtlinien für die Kleidung des Arbeitnehmers vorgeben. Er muss dabei das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber auch das Risiko von Arbeitsunfällen oder das Image des Unternehmens berücksichtigen.
Wenn die Kleidung eines Arbeitnehmers zu Konflikten innerhalb des Unternehmens führt, muss der Arbeitgeber mit dieser Situation umsichtig umgehen.
Der Arbeitgeber muss im Vorfeld Maßnahmen ergreifen. Er darf die betreffende Mitarbeiterin nicht einfach entlassen, auch wenn ihr Kopftuch oder ihre aufreizende oder entblößende Kleidung zu Spannungen im Unternehmen führen.
Missbräuchliche Entlassung
Die Meinungsfreiheit ist ein von der Bundesverfassung geschütztes Recht. Wenn der Arbeitgeber jedoch einen Arbeitnehmer aufgrund der Ausübung eines verfassungsmässigen Rechts entlässt, handelt es sich um einen Rechtsmissbrauch.
Die Entlassung ist jedoch nicht missbräuchlich, wenn die Ausübung dieses Rechts dem Unternehmen schweren Schaden zufügt oder eine Pflicht des Arbeitnehmers verletzt. Wie sieht es aus, wenn ein Arbeitnehmer seinen Arbeitgeber offen kritisiert? Oder wenn der Schleier einer Arbeitnehmerin Konflikte im Unternehmen verursacht?
Soziale Netzwerke
In der relativen Intimität der sozialen Netzwerke glaubt sich der Arbeitnehmer geschützt und erlaubt sich manchmal ungebührliche Äußerungen gegenüber seinem Arbeitgeber oder seinen Kollegen. Besonders problematisch sind Situationen wie Cybermobbing und die Verletzung von Geschäftsgeheimnissen.
Der Arbeitgeber kann und muss seinen Angestellten bestrafen.
Unternehmen mit ideellem Zweck
Grundsätzlich steht es dem Arbeitnehmer in seinem Privatleben frei, seine politischen oder religiösen Ansichten zu bilden und auszudrücken. Wenn der Arbeitgeber ihn aus einem solchen Grund entlässt, handelt es sich in den meisten Fällen um eine missbräuchliche Kündigung.
Anders verhält es sich bei Unternehmen mit ideellen, spirituellen, assoziativen oder politischen Zielen. Wie geht man mit einem Mitarbeiter in einer Migrantenhilfsorganisation um, die offen gegen Einwanderung kämpft? Oder die eines Mitarbeiters innerhalb einer Kirche, der in sozialen Netzwerken behauptet, Atheist zu sein?
Mitarbeiterabend
Mitarbeiterabend bedeutet oft eine lockere Atmosphäre und ein Glas Champagner. Mitarbeiter können sich schnell gehen lassen und es mit der Flasche übertreiben. Beleidigungen oder auch vom Empfänger unerwünschte, flammende Liebeserklärungen - die Situation kann außer Kontrolle geraten. Der Arbeitgeber muss Maßnahmen ergreifen, um diese Art von Missbrauch zu verhindern.